Gasthaus Erle - Erinnerungen
Das ehemalige Gasthaus 'Erle' wurde 1827 erbaut. Walter Bruderer ist als Sohn der Wirtsleute in der Erle aufgewachsen und erinnert sich an einige Ereignisse aus den 1950er-Jahren.
Aufgewachsen ist Walter Bruderer in Schwellbrunn, wo seine Eltern eine Bäckerei führten. Sein Grossvater Johannes Bruderer war Erlenwirt in Speicher, verstarb 1948, worauf Walter Bruderers Eltern die Erle übernahmen.
Walter Bruderer erinnert sich
6000 Liter Bernegger für die Erle
"Bernegger", also Wein aus Berneck, war während langer Zeit eine Spezialität der Erle. Jährlich wurden rund 6000 Liter in Fässern auf zwei Fuhrwerken von Berneck in die Erle geführt, wo der Wein in kleinere Fässer und in Flaschen abgefüllt wurde und nebst dem Verbrauch in der Erle in den Handel kam. Ein Teil des Weins wurde auch in Tongefässe, die in einem Holzkasten in einem Sandbett standen, abgefüllt, eine Art Nachreifung, die dem Wein eine besondere Geschmacksnote gab.
Auf dem Bild sind links und rechts die Speicherer Fuhrunternehmer Studerus und Hubmann zu sehen, in der Mitte Hans Bruderer, Erlenwirt zu jener Zeit.
Kurgäste und ein dorfbekannter Stammgast
Die Erle beherbergte über viele Jahre neben Pensionären auch Kurgäste - schliesslich wurde Speicher als Kurort gepriesen, wie Prospekte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen. Ab und zu posierten die Gäste auch für ein Gruppenfoto. In jener Zeit hiess Ferienaufenthalt in einem Gasthaus eben auch, dass man gemeinsam Freizeit verbrachte, z.B. gemeinsam Spaziergänge unternahm, abends miteinander spielte (Jassen, Kegeln etc.) und dadurch auch Freundschaften schloss.
Zwei besondere Aufnahmen:
Stolz posieren um 1925 die Wirtsleute vor der Erle. Beim Mann im Vordergrund handelt es sich vermutlich um Hans Bruderer, der die Erle in den 20er Jahren übernahm, die Frau neben ihm ist vermutlich seine Gattin.
Die Kegelbahn ist noch als solche beschriftet und war zu dieser Zeit noch in Betrieb. Auffällig ist auch der Stapel mit Weinfässern, ein Hinweis, dass damals schon die Spezialität "Bernegger" eine Rolle spielte. Die Gartenwirtschaft ist noch nicht so üppig ausgestaltet, wie sie sich später zeigte. Auch die Sitzgelegenheit beim Eingang ist noch nicht vorhanden.
Die Postkarte (!), abgestempelt am 3. August 1942, zeigt eine Gruppe von Fuhrwerken mit sogenannten "Familienwagen" (Ausflugswagen). Die Bemerkung auf der Rückseite der Karte "App. Kt. Wirteverein" besagt, dass es sich um eine Versammlung oder einen Ausflug dieses Vereins handelte und zwar am 3. Oktober 1939, wie es das aufgedruckte Aufnahmedatum beweist.